SAP Signavio Process Explorer: Process Mining neu gedacht

SAP Signavio Process Explorer ist der nächste Schritt in der Entwicklung des Process Mining. Es liefert Empfehlungen auf Grundlage von Tausenden abgeschlossener Projekte.

SAP Signavio Process Explorer: Process Mining neu gedacht

SAP Signavio Process Explorer: Process Mining neu gedacht

SAP Signavio versucht, mit der Veröffentlichung des Process Explorer ein neues Drehbuch für Process-Mining-Projekte zu schreiben. Der SAP Signavio Process Explorer baut auf den Process-Mining-Daten auf, die Signavio aus Tausenden von Transformationsprojekten von SAP und Partnern gesammelt hat, und präsentiert diese als Empfehlungen, die Kunden bei der Initiierung, Durchführung und dem Abschluss ähnlicher Projekte unterstützen.

Nach Angaben des Unternehmens haben die Nutzer des Process Explorer Zugriff auf mehr als 7.000 Prozessmodelle, Capability Maps für 20 Geschäftsbereiche und Value Accelerators für 13 Branchen. Process Explorer kann mit SAP- und Nicht-SAP-Systemen arbeiten und enthält eine Reihe von systemunabhängigen Prozessmodellen. Darüber hinaus verfügt er über eine Sammlung von Praktiken und Modellen, die speziell auf Projekte für SAP-Systeme zugeschnitten sind, wie zum Beispiel SAP S/4HANA-Implementierungen, die darauf abzielen, Implementierungen zu beschleunigen und Anpassungen zu reduzieren.

Signavio mit Sitz in Berlin ist ein Pionier auf dem Gebiet der Process-Mining-Software, einer Technologie, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Geschäftsabläufe durch die Analyse ihrer Prozesse zu verstehen und zu verbessern. SAP erwarb Signavio im Jahr 2021, und die Process-Mining-Software ist ein zentraler Bestandteil von Rise with SAP, einer Initiative von SAP, mit der Kunden von Altsystemen in die Cloud wechseln sollen.

„Mit Process Explorer sehen Sie jetzt nicht nur, wo Sie heute stehen, sondern auch Lösungsalternativen für die Zukunft – was andere Leute in dieser Hinsicht richtig gemacht haben, was die besten Praktiken für Projekte sind“, sagt Gero Decker, General Manager bei SAP Signavio.

Nächster Schritt in der Process Mining Evolution

Process Explorer ist ein vielversprechender Schritt in der Entwicklung des Process Mining. Laut Jon Reed, Mitbegründer von Diginomica, einem Unternehmen für die Analyse von Unternehmenstechnologien, nimmt er sich eines übersehenen Teils von Transformationsprojekten an – nämlich, sie über die Ziellinie zu bringen.

„Alles, was Kunden dabei unterstützt, Transformationsprojekte zu initiieren und abzuschließen, ist ein positiver und längst überfälliger Schritt“, sagt er. „In unserem Privatleben haben wir Geräte zur Gesundheitskontrolle, die wir ständig konsultieren. Warum haben wir das nicht auch für unsere Projekte? Dies scheint ein echter und ernsthafter Versuch [von SAP Signavio] zu sein, dies ihren Kunden zu bieten.“

Da es sich bei Process Explorer jedoch um ein neues Produkt handelt, stellt sich die Frage, wie kostspielig es für die Kunden sein wird und ob es Partner mit ausreichender Ausbildung und Erfahrung geben wird, um die Tools zu nutzen. Insbesondere SAP-Umgebungen können in ihrer Komplexität stark variieren, und je komplexer eine Landschaft ist, desto schwieriger wird es, relevante Empfehlungen abzuleiten.

„Manchmal kann man solche Systeme mit Situationen verwirren, die sie noch nie zuvor gesehen haben, und ihre Empfehlungen sind dann möglicherweise nicht ganz narrensicher“, sagt Reed. „Hier wird das Feedback der Kunden wichtig sein.“

Je mehr das System genutzt wird, desto mehr Daten kann es abrufen und desto genauer wird es werden. „Ein System wie dieses muss nicht perfekt sein, um leistungsfähig zu sein“, sagt Reed. „Es wird Ihnen Empfehlungen geben und Sie auf Dinge hinweisen, die Sie beheben sollten, aber die endgültigen Entscheidungen werden Sie immer noch treffen.“

Anwendungsfälle für Process Mining bereitstellen

Laut Reetika Fleming, Executive Research Leader bei HFS Research, wird Process Explorer der Verbreitung von Process Mining Auftrieb geben. „Insgesamt ist es ein guter Schritt nach vorne, der Kunden unterstützt – sowohl SAP-Kunden als auch Signavio-Anwender“, ist Fleming überzeugt. „Eine der größten Herausforderungen zu Beginn eines Process-Mining-Projekts besteht darin, dass die Mitarbeiter nicht wissen, wie diese Technologie mit ihrer Funktion zusammenhängt und was sie damit machen sollen.“

Data Mining kann Informationen über die Funktionsweise von Prozessen liefern, aber die Benutzer sind in der Regel nicht in der Lage, diese sinnvoll zu nutzen. Process Explorer stellt diese Daten in einen Kontext, um Beispiele dafür zu liefern, wie Unternehmen die Daten genutzt haben, und gibt den Nutzern so einen besseren Start in ihre Projekte.

„Wenn Sie in der Öl- und Gasindustrie, in der Fertigung oder in der Logistik tätig sind, kann dies einige der domänenspezifischen Prozesse aufzeigen, die für den Einsatz von Process Mining auf der Grundlage Ihrer SAP-Daten sinnvoll sein können“, erklärt die Analystin. „Es ist eine gute Grundlage für den Einstieg in das Process Mining.“

Da Signavio in erster Linie auf SAP-Systeme ausgerichtet ist, eignet es sich ihrer Meinung nach am besten für Unternehmen, die tief in SAP eingebettet sind, zum Beispiel für eine SAP-zentrierte Transformation der funktionalen Lead-to-Cash-Prozesse oder ein S/4HANA-Migrationsprojekt.

„Das ist großartig für SAP-spezifische Transformationen, und es macht absolut Sinn, dass SAP Signavio jetzt diese Richtung einschlägt, um Kunden dabei zu unterstützen, das Beste aus dieser speziellen Plattform herauszuholen“, sagt Fleming. „Aber wir sehen, dass der Weg in dieser Branche darin besteht, Schnittpunkte zwischen verschiedenen Geschäftsfunktionen und verschiedenen Technologieplattformen zu finden. Es ist also ein Schritt nach vorn, kann aber nicht in sich abgeschlossen oder isoliert bleiben.“

Kunden sollten laut Reed bei der Bewertung von Process-Mining-Systemen ein weites Netz auswerfen. „Process Explorer sieht im Moment wie eine etwas einzigartige Lösung aus, aber die Process-Mining-Branche ist ein schnelllebiger Bereich mit vielen Akteuren“, sagt er. „Viele dieser Tools arbeiten hart daran, nicht proprietär zu sein, denn auch SAP-Kunden haben Nicht-SAP-Software im Einsatz, so dass das System beides berücksichtigen muss, um effektiv zu sein.“

Jim O'Donnell, TechTarget